Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage, die auf Balkonen, Terrassen oder an Hausfassaden montiert werden kann. Im Gegensatz zu großen Solarkraftwerken handelt es sich um kleine Module mit einer Leistung von typischerweise 300 bis 800 Watt.
Diese Mini-Solaranlagen erfreuen sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit, da sie eine einfache Möglichkeit bieten, selbst Solarstrom zu erzeugen und damit einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
In diesem Artikel schauen wir uns ein 800 Watt Balkonkraftwerk genauer an. Wie viel Ertrag ist realistisch pro Tag mit einer solchen Anlage? Welche Faktoren beeinflussen die Leistung und wie kann diese optimiert werden? Wir klären auf, was man von einem 800W Balkonkraftwerk erwarten kann und wie der Solarstrom am effizientesten genutzt werden kann.
Leistung eines 800W Balkonkraftwerks
Die Leistung eines 800-Watt-Balkonkraftwerks hängt stark von den Wetterbedingungen und anderen Faktoren ab. Die theoretisch maximale Energie, die an einem sonnigen Tag erzeugt werden kann, beträgt 800 Wattstunden (Wh) pro Stunde.
In der Praxis ist dieser Wert jedoch nur schwer zu erreichen. Bei optimalen Bedingungen und voller Sonneneinstrahlung über den ganzen Tag verteilt könnte man nahe an diesen Maximalwert herankommen. Allerdings gibt es in der Realität diverse Effekte, die die Leistung reduzieren:
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Bewölkung: Bei bewölktem Himmel erreicht weniger Sonnenlicht die Solarmodule, somit sinkt die Leistung.
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Schatten: Schatten durch Gebäude, Bäume oder andere Objekte verringern die Einstrahlung.
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Temperatur: Bei höheren Temperaturen sinkt der Wirkungsgrad der Module leicht.
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Verschmutzung: Staub und Schmutz auf den Modulen reduzieren die Energieausbeute.
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Ausrichtung: Die optimale Ausrichtung nach Süden und im Winkel der geographischen Breite wird oft nicht erreicht.
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Wechselrichterverluste: Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom in Wechselstrom um, dabei gehen ca. 10% der Energie verloren.
Realistisch ist an sehr guten Sommertagen bei optimalen Bedingungen eine Energieerzeugung von 5000-6000 Wh pro Tag. An durchschnittlichen Tagen mit wechselhaftem Wetter dürften im Jahresmittel ca. 2000-3000 Wh pro Tag möglich sein. Die Energieausbeute hängt aber stark von den lokalen Bedingungen ab.
Optimale Ausrichtung
Für die maximale Energieausbeute ist es wichtig, das Balkonkraftwerk optimal zur Sonne auszurichten. Am meisten Strom wird erzeugt, wenn die Solarmodule direkt auf die Sonne zeigen.
Die Module sollten nach Süden zeigen, da dort die Sonneneinstrahlung am stärksten ist. Eine Abweichung von bis zu 30 Grad nach Osten oder Westen ist okay, verringert aber geringfügig die Leistung.
Wichtig ist auch der Neigungswinkel der Solarmodule. In Deutschland hat sich ein Winkel von ca. 30-40 Grad als optimal herausgestellt. So können über das Jahr gesehen die meisten Sonnenstunden genutzt werden.
Eine nach Süden ausgerichtete Installation ohne Verschattung ist ideal. Balkone an der Ost- oder Westseite sind weniger günstig, produzieren aber auch noch Solarstrom. Mit einem Drehgelenk kann die Ausrichtung optimiert werden.
Die Ausrichtung sollte einige Mal im Jahr überprüft werden. Durch Verschiebungen kann die Idealposition verloren gehen. Auch Bäume und neue Gebäude können im Lauf der Zeit die Sonneneinstrahlung behindern.
Regelmäßige Reinigung erhöht Ertrag
Die Solarmodule eines Balkonkraftwerks sollten regelmäßig gereinigt werden, um einen optimalen Ertrag zu erzielen. Staub, Schmutz und Verschmutzungen auf den Solarzellen können die Leistung deutlich reduzieren.
Es wird empfohlen, die Module mindestens alle zwei Wochen mit einem weichen Tuch oder einer Bürste mit klarem Wasser zu reinigen. Am besten reinigt man die Module an einem bewölkten Tag oder in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden, wenn die Module selbst keine Energie erzeugen.
Auch Vogelkot oder Blätter sollten zeitnah entfernt werden, da diese die Zellen verschatten können. Bei einigen Verschmutzungen kann auch ein mildes Reinigungsmittel verwendet werden. Wichtig ist, die Solarzellen dabei nicht zu beschädigen.
Regelmäßige Reinigung lohnt sich in jedem Fall, da saubere Solarmodule bis zu 20% mehr Ertrag bringen können. Schon kleine Verschmutzungen können die Leistung deutlich mindern. Mit einer guten Reinigungsroutine lassen sich so die Solarerträge auf dem Balkon optimieren.
Nutzung des Solarstroms
Ein 800-Watt-Balkonkraftwerk kann an sonnigen Tagen eine beträchtliche Menge an Solarstrom erzeugen. Um diesen Strom auch optimal zu nutzen, gibt es einige Möglichkeiten:
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Eigenverbrauch maximieren: Der Solarstrom sollte vorrangig für den eigenen Verbrauch genutzt werden, da dies am effizientesten und kostengünstigsten ist. Geräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler oder Elektroherd sollten tagsüber laufen, wenn die Solaranlage Strom produziert.
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Batteriespeicher installieren: Mit einem Batteriespeicher kann überschüssiger Solarstrom gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden. Dies ermöglicht eine Nutzung des Stroms unabhängig von der Tageszeit.
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Lastmanagement einführen: Schaltbare Steckerleisten machen es möglich, den Energieverbrauch automatisch zu optimieren und an die Solarstrom-Produktion anzupassen.
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Überschuss einspeisen: Kann der Solarstrom nicht selbst genutzt oder gespeichert werden, lässt er sich ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Hierfür ist ein Netzanschluss und Messtechnik erforderlich.
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Gemeinschaftsnutzung: In einer Wohngemeinschaft oder mit Nachbarn kann der Solarstrom gemeinsam genutzt werden. So lässt sich die Energieeffizienz weiter steigern.
Mit einer optimalen Nutzung desSolarstroms lässt sich der Ertrag eines 800-Watt-Balkonkraftwerks maximieren und die Stromrechnung deutlich senken. Eine Kombination aus Eigenverbrauch, Speicher und Lastmanagement ist dabei am effektivsten.
Speicher optimiert die Nutzung
Ein Speicher ermöglicht es, den selbst erzeugten Solarstrom auch dann zu nutzen, wenn die Sonne nicht scheint. Ohne Speicher geht der nicht direkt genutzte Solarstrom ins öffentliche Netz, deli nur mit der niedrigen Einspeisevergütung vergütet wird.
Mit einem Speicher kann der Solarstrom gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden, wenn man ihn selbst benötigt. So kann eine höhere Eigenverbrauchsquote erreicht werden.
Es gibt verschiedene Speichermöglichkeiten wie Batterien, Power-to-Gas oder Pumpspeicher. Für ein Balkonkraftwerk eignen sich meistens Batterien am besten. Wichtig ist, dass der Speicher groß genug dimensioniert ist, um den täglichen Eigenbedarf zwischenzuspeichern.
Ein Batteriespeicher ermöglicht eine Nutzung des Solarstroms von bis zu 70-80%, ohne Speicher sind es oft nur 30%. Damit rentiert sich die Investition in eine Batterie meist schon nach wenigen Jahren.
Mit einem Speicher wird der auf dem Balkon erzeugte Solarstrom optimal genutzt und die Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen erhöht.
Schlechte Wetterbedingungen
An bewölkten oder regnerischen Tagen ist die Leistung des Balkonkraftwerks natürlich deutlich geringer. Es gibt jedoch einige Alternativen, um auch bei wenig Sonneneinstrahlung Energie zu sparen oder umweltfreundlich zu erzeugen:
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Energieeffizienz - An trüben Tagen lohnt es sich, den Verbrauch zu reduzieren. Geräte ganz ausschalten statt in Standby, Lampen bei Tageslicht ausschalten, effiziente Haushaltsgeräte nutzen. All das senkt den Verbrauch auch bei wenig Solarstrom.
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Ökostrom - Wenn keine Sonnenenergie vorhanden ist, kann man für kritische Verbraucher auf zertifizierten Ökostrom zurückgreifen. Hier kommt die Energie aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft oder Wasserkraft.
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Gemeinschaftsprojekte - Über Energiegenossenschaften kann man sich auch mit wenig eigenem Solarpotential an größeren Erneuerbare-Energien-Anlagen beteiligen.
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Batteriespeicher - Ein Batteriespeicher ermöglicht es, Solarstrom von sonnigen Tagen für bewölkte Tage zu speichern. Allerdings verringert sich so die Energieausbeute insgesamt.
Realistische Erwartungen
Wie bereits erwähnt kann die Leistung eines 800W Balkonkraftwerks stark schwanken. Es ist wichtig realistische Erwartungen an die tägliche Leistung zu haben.
Nur an sonnigen Tagen ohne Verschattung kann die volle Leistung von 800W erreicht werden. An bewölkten oder regnerischen Tagen ist die Leistung deutlich geringer. Auch Verschattungen durch Bäume oder Gebäude reduzieren den Ertrag.
Im Durchschnitt über das Jahr sollte man von einer täglichen Leistung von 4 kWh ausgehen. Das entspricht etwa 20-40% der maximalen Nennleistung von 800W. Selbst bei optimaler Ausrichtung und Reinigung ist die Leistung nicht immer optimal.
Es gilt also die täglichen und jahreszeitlichen Schwankungen bei der Leistung eines Balkonkraftwerks zu berücksichtigen. Nur mit realistischen Erwartungen lässt sich der Solarstrom sinnvoll nutzen und der Ertrag maximieren.
Effiziente Nutzung
Damit der mit dem Balkonkraftwerk erzeugte Solarstrom effizient genutzt werden kann, gibt es einige Möglichkeiten:
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Geräte und Haushaltsmaschinen wie Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler sollten möglichst tagsüber laufen, wenn die Solarmodule Strom produzieren. So kann der selbst erzeugte Strom direkt verwendet werden.
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Auch das Laden von Elektrogeräten wie Laptop oder Handy sollte auf die Tagesstunden mit Solarstromerzeugung gelegt werden.
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Mit einem intelligenten Energiemanagementsystem und Heimspeicher kann der Solarstrom gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden, wenn keine Erzeugung stattfindet.
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Überschüssiger Solarstrom, der nicht selbst verbraucht werden kann, sollte wenn möglich ins öffentliche Netz eingespeist werden. So kann er von anderen genutzt werden.
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Langfristig lohnt sich auch die Anschaffung von Haushaltsgeräten und Leuchten mit geringem Stromverbrauch, um den Solarstrom optimal zu nutzen.
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Mit Disziplin beim Stromverbrauch und durch Vermeiden von Verschwendung kann die Effizienz des selbst erzeugten Solarstroms maximiert werden.
Fazit
Ein 800W Balkonkraftwerk kann bei optimalen Bedingungen bis zu 4000Wh pro Tag erzeugen, die tatsächliche Leistung hängt jedoch von vielen Faktoren ab.
Die wichtigsten Punkte sind:
- Optimale Ausrichtung zur Sonne
- Regelmäßige Reinigung der Module
- Effiziente Speicherung und Nutzung des Solarstroms
- Realistische Erwartungen an die Leistung haben
- Alternativen bei schlechtem Wetter nutzen
Insgesamt können Balkonkraftwerke einen sinnvollen Beitrag zur eigenen Stromversorgung leisten, wenn man die Leistungsgrenzen kennt und den Solarstrom effizient nutzt. Kleine Anlagen ersetzen keinen Netzstrom, können aber die Energiekosten senken und einen Beitrag zur Energiewende leisten.