Der Strompreis in Deutschland erreichte 2022 aufgrund des russisch-ukrainischen Krieges ein Allzeithoch, was unter anderem zur Folge hatte, dass Russland kein Erdgas mehr nach Deutschland lieferte - Erdgas wurde dadurch teurer. Und da der Strom in Deutschland hauptsächlich von Gaskraftwerken erzeugt wird, ist auch der Strom teurer geworden.
Um die Bürgerinnen und Bürger von den steigenden Energiepreisen zu entlasten, senkt die Bundesregierung im Jahr 2023 auch die Energieabgaben der Bürgerinnen und Bürger durch eine Reihe von Maßnahmen, darunter die Senkung des Verbrauchssteuersatzes auf Erdgas, die Stabilisierung des Preises für Kohlendioxid (CO2) und die Streichung der EEG-Umlage. Strom ist daher 2023 deutlich billiger als 2022, wird aber immer noch etwas teurer sein als in den Jahren vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Wird der Strompreis 2024 billiger als Strom 2023?
Es wird erwartet, dass die Strompreise im Jahr 2024 über dem Niveau der Jahre vor dem Russland-Ukraine-Krieg (2022) liegen werden. Ob der Strom 2024 billiger sein wird als im Jahr 2023, lässt sich derzeit nicht sagen, da die Strompreise von einer Reihe von Faktoren abhängen, deren wichtigster derzeit der europäische Großhandelsstrompreis ist. Aufgrund der gestiegenen Stromnachfrage von Privatpersonen und Unternehmen ist davon auszugehen, dass der Strompreis bei gleichbleibendem Angebot steigen wird.
Nach Analysen des Vergleichsportals Check24 werden die Stromkosten im Jahr 2024 weiter steigen und die deutschen Verbraucher müssen 10 Prozent mehr bezahlen, da die Netznutzungsentgelte für Strom im Jahr 2024 deutschlandweit steigen werden.
Ein Musterhaushalt mit einem Stromverbrauch von 5.000 kWh wird im nächsten Jahr voraussichtlich rund 50 Euro mehr Netznutzungsentgelte bezahlen, zuzüglich Mehrwertsteuer. Die regionalen Unterschiede bei den Entgelten sind stärker ausgeprägt. Besonders betroffen sind Bayern und Thüringen. In Bayern wird ein großer Netzbetreiber die Kosten für die Kunden um deutliche 19 Prozent erhöhen. Trotz dieser Erhöhung sind die Netznutzungsentgelte in Bayern im Vergleich etwa zu Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern noch relativ niedrig.
In Thüringen wird einer der großen Netzbetreiber seine Preise um 15 Prozent anheben. Auch hier sind die Verbraucherinnen und Verbraucher von der relativ hohen Steigerungsrate betroffen.
Welche Entlastung ist beim hohen Strompreis für Privat vorgesehen?
Niedrigerer Steuersatz auf den Gasverbrauch
Für den Zeitraum vom 1. Oktober 2022 bis Ende März 2024 hat die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz auf Gaslieferungen vorübergehend von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt. Dies wird auch für Fernwärme gelten, insbesondere für die Versorgung vieler Mietwohnungen.
Vorläufige Stabilisierung der CO2-Preise
Nach der Einführung der nationalen CO2-Bepreisung im Januar 2021 betrug der Preis pro Tonne zunächst 25 €. 2022 stieg der Preis auf 30 € pro Tonne. Um die Energiekosten für Bürger und Unternehmen weiter zu senken, wird die ursprünglich für Anfang 2023 vorgesehene Anhebung der CO2-Preise für Heizöl, Erdgas und Benzin um weitere 5 € für ein Jahr verschoben. 2024 wird der Preis wieder auf 40 € steigen.
Streichung der EEG-Umlage
Ab dem 1. Juli 2022 werden die Verbraucher keine EEG-Umlage mehr zahlen. Ab Januar 2023 wird die EEG-Umlage dauerhaft abgeschafft. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh muss im Jahr 2021 noch eine EEG-Umlage von 227,50 € zahlen, im Jahr 2022 dank der Streichung am 1. Juli jedoch nur noch 65 € für das ganze Jahr und im Jahr 2023 keine EEG-Umlage mehr.
Info von Bundesregierung
Warum steigt der Strompreis trotz der Entlastung?
Bevor wir dies erörtern, sollten wir die wichtigsten Bestandteile der Stromkosten kennen. Die Berechnung des Stromtarifs umfasst die folgenden Bestandteile: die Kosten für die Beschaffung und den Vertrieb von Strom, das Netznutzungsentgelt und staatlich vorgeschriebene Tarifbestandteile wie Steuern, Abgaben und Umlagen.
Anhand dieses folgenden von BDEW Analysebild für den Strompreis für Haushalt ist es klar angezeigt, dass die Steuern, Abgaben und Umlagen seit 2018 zwar gesunken, gleichzeitig sind aber die Entgelte für Netznutzung und die Kosten für die Beschaffung sowie den Vertrieb des Stroms gestiegen.
Die Kosten für Strombeschaffung und -vertrieb erreichen im Jahr 2023 52% des Strompreises, wobei die Netznutzungsentgelt 21% und die Steuern 27% ausmachen.
Bild von BDEW
Obwohl die Regierung also verschiedene Steuern und Abgaben wie die EEG-Umlage gesenkt oder erlassen hat, kann sie die steigenden Stromkosten für die Beschaffung auf dem Markt nicht ausgleichen, sodass der Stromtarif insgesamt weiter steigt.
Strompreispaket: Entlastung für Unternehmen
Am 9. November hat die Bundesregierung ein neues Strompreispaket für produzierende Unternehmen beschlossen. Die Regierung kündigte an, dass die deutschen Unternehmen in den nächsten fünf Jahren zusätzlich unterstützt werden, besonders stromintensive Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes werden von dem neuen Strompreispaket profitiert, um sie wettbewerbsfähig zu machen.
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte anlässlich der Vorstellung der neuen Maßnahmen: „Wir senken die Stromsteuer radikal, stabilisieren die Netzentgelte und setzen die Strompreiskompensation fort, damit die Unternehmen mit den aktuellen Strompreisen besser zurechtkommen können.“ Allein im Jahr 2024 wird das Förderpaket die deutschen Unternehmen um 12 Milliarden Euro entlasten.
Die Maßnahmen von dem neuen Paket umfassen::
- Die Stromsteuer wird auf das Niedrigste in der EU zulässige Niveau gesenkt, von derzeit 15,37 €/MWh auf 0,5 €/MWh.
- Die bestehenden Zuschüsse zu den CO2-Kosten des Stromverbrauchs für 350 energieintensive Unternehmen verlängern, die "im schärfsten internationalen Wettbewerb stehen", und das sogenannte „Selbstbehalt“ entfallen;
- Die bestehende "Super-Cap"-Regelung für etwa 90 stromintensive Unternehmen wird ebenfalls für die nächsten fünf Jahre fortgeführt, wobei der Sockelbetrag entfällt. Mit dem Tarifausgleich und der "Super-Cap"-Regelung müssen die Unternehmen die indirekten Kohlendioxidkosten, die mit dem Emissionshandel verbunden sind, nicht mehr bezahlen.
Die geplanten Senkungen werden einen Teil der Einbußen für die Unternehmen ausgleichen, und sie werden zwar nicht zu einer großen Verbesserung führen, aber eine weitere Verschlechterung verhindern. Ein Kritikpunkt ist, dass das Paket der Bundesregierung speziell auf das produzierende Gewerbe abzielt und nicht auf den Einzelhandel, den Dienstleistungssektor oder die Verbraucher, sodass die privaten Verbraucher weiterhin Steuern und Abgaben zahlen müssen.
Eigenen Strom produzieren mit Solaranlagen - Balkonkraftwerk
Angesichts steigender Strompreise und eines immer höheren Haushaltsverbrauchs kommen viele Hausbesitzer auf die Idee, ihren eigenen Strom zu erzeugen, etwa mit einem Balkonkraftwerk - oder, wenn mehr Strom wollen, mit einer Aufdach-PV-Anlage. Überschüssiger Strom sollte ins Netz eingespeist werden, um einen Teil der Kosten schneller wieder hereinzuholen.
Balkonkraftwerke und ähnliche Solaranlagen bieten den Verbrauchern eine praktische Lösung, um ihren eigenen Strom zu erzeugen und zu nutzen. So kann man sich den steigenden Strompreisen entziehen und die Nutzung erneuerbarer Energien fördern.
Strom mit einer Solaranlage zu erzeugen und ins Netz einzuspeisen, ist eine gute Möglichkeit, um dem teuren Strompreis zu entgehen, funktioniert aber nicht überall. In solchen Fällen kann man sich für ein Balkonkraftwerk mit einem Speichersystem entscheiden. Mit einem Energiespeicher kann das System die tagsüber von der Solaranlage erzeugte überschüssige Energie für die Nutzung in der Nacht oder an bewölkten Tagen speichern. So ist es eine wirtschaftliche Investition.
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